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DLM 2016: Hamburger Team ist zurück aus Hannover

Hamburg ist mit zwei vollen Punkten Abstand bestes Bundesland bei der Deutschen Ländermeisterschaft geworden – im Unentschieden-Spielen! Zumindest, was die Mannschaftsergebnisse betrifft. Tatsächlich gibt es nur zwei andere Teams, deren Spieler insgesamt seltener Remis gemacht haben als die Hamburger; an mangelndem Kampfgeist lagen die vielen Unentschieden des Hamburger Teams also nicht.

Auch in den letzten beiden Runden des Turniers trennte sich Hamburg mit einem 4:4 von seinen Gegnern. Diese waren einmal Nordrhein-Westfalen, deutlich über Hamburg gesetzt, und in der letzten Runde Sachsen-Anhalt, eine von nur zwei Begegnungen, in denen Hamburg auf dem Papier die Favoritenrolle hatte. Gegen Nordrhein-Westfalen demonstrierte die Mittelachse des Hamburger Teams ihre Stärke: Alexander, Mathis und Florian holten an den Brettern 4 bis 6 jeweils einen vollen Punkt. Alex hatte schlicht mehr Geduld als sein neun Jahre jüngerer Gegner; Mathis zeigte sich unbeeindruckt von den Angriffsversuchen seines Gegners und brachte seine zwei Mehrbauern souverän nach Hause; und Florian hatte seine Gegnerin auf den hinteren drei Reihen eingesperrt und vollkommen unter Kontrolle. Zusammen mit zwei sehr soliden Remisen mit Schwarz von Jakob und Tea war das das 4:4. In der Schlussrunde gegen Sachsen-Anhalt wurde es dann nochmal knapp: Masza und Lotta mussten ihre Partien verloren geben, und auch Florian konnte sein Turmendspiel nicht halten. Bei David war recht schnell klar, dass mehr als ein Remis nicht drin sein konnte, und die Stellung von Alex war schlicht unklar. Dafür hatte Teodora einen Bauern mehr, und kurz vor dem vierzigsten dann sogar eine Qualität. Bei Jakob waren die vollen 27 Züge Vorbereitung auf’s Brett gekommen, wobei der Gegner nur 24 dieser Züge wusste und den Rest selbst finden musste. Mit einem erheblichen Zeitvorteil und einer guten Stellung holte Jakob denn auch den vollen Punkt. Alex Gegner stellte mit seinem vierzigsten Zug einen ganzen Turm ein, welchen Alex ohne ein Dauerschach zuzulassen einkassierte. Tea verwandelte ebenfalls, und David hielt sein Remis. Damit hing das Ergebnis des Kampfes an der Partie von Mathis: Der hatte ein gleichfarbiges Läuferendspiel mit dem besseren Läufer, aber ohne Einbruchsmöglichkeiten. Nach viel Manövrieren wickelte er schließlich in ein gewonnenes Bauernendspiel ab, machte aber leider mit wenig Zeit auf der Uhr den falschen Abwartezug, wonach die Stellung nur noch Remis war. Macht nichts, Mathis, nächstes Mal klappt es.

Damit landete Hamburg mit 6-8 Mannschaftspunkten auf dem 11. Platz, was eine Verbesserung um zwei Plätze gegenüber der Startrangliste darstellt. Auch die Einzelergebnisse können sich sehen lassen: Unterm Strich macht das Team ein Plus von 29 DWZ-Punkten, und hat 27,5/56 Brettpunkten gegen meist stärkere Gegner geholt. Masza und Lotta, die jeweils 1/7 und 0,5/7 Punkte gemacht haben, hatten hierbei das verhältnismäßig härteste Turnier: Beide hatten in nur zwei Partien etwa gleichstarke Gegner, und in den übrigen fünf Gegnerinnen mit mindestens 200 und oft sogar 400 Rating-Punkten mehr. Lobenswert ist, dass beide das gesamte Turnier über motiviert dabei waren und trotz ihrer Ergebnisse immer gute Laune hatten.

Topscorer des Teams wurde Alexander Spät mit 5,5 Punkten, und das aus nur sechs Partien! Und diese imposante 2328er-Performance lässt sich nur Alex zuschreiben und nicht dem Kaffee-Automaten, der im Laufe des Turniers wieder repariert wurde: Dieser war sich laut Alex auch danach nicht sicher, ob er Wasser oder Kaffee servieren wollte. Mathis hat ebenfalls ein exzellentes Turnier gespielt und in sieben Partien fünf Punkte ohne Niederlage erzielt, und das durch starkes Schach. Er hat einige schwer zu verteidigende Stellungen gehalten und mehrere schöne Partien gewonnen.

Ebenfalls schön gespielt hat Florian, dessen Siege allesamt überzeugend waren, insbesondere die Miniatur in der ersten Runde.

Neben all dem Schach durfte auf dieser Reise aber auch die Freizeit nicht zu kurz kommen. Die meiste Zeit verbrachten die Hamburger beim Tischtennisspielen; Lotta Kieckbusch hielt gar eine fünfstündige Tischtennis-Session, bis kein anderer mehr wollte. Außerdem wurde eine Menge Kakerlakenpoker gespielt, und die Flummis, von denen jeder Spieler nach Beenden seiner ersten Partie einen erhalten hat, beschäftigten einige Spieler ebenfalls sehr. Die jüngeren Spieler lieferten sich etliche Partien Auftragsschach, und am Abschlussabend versammelten sich einige Hamburger dann noch zu einer Partie Siedler. Am Rahmenprogramm der Gastgeber hatte unser Team dagengen wenig Interesse: Weder zum Fußballspiel Hannover gegen St. Pauli noch zum Flughabenbesuch kam ein Hamburger mit.

Insgesamt hat uns die Reise großen Spaß gemacht, und wir glauben, dass jeder etwas davon mitnehmen konnte.

Carina Brandt und Jakob Kneip

Bildquelle: Niedersächsische Schachjugend