Wir schreiben den 18.05.2024: Es ist ein geschäftiger Samstagmorgen am Hamburger Hauptbahnhof, zahlreiche Pendler, Familien und Urlauber sind schon früh unterwegs und verbreiten die übliche lautstarke Atmosphäre. Inmitten dieses Treibens trifft sich unsere kleine Reisegruppe. Wir sind die Hamburger Delegation für die diesjährige Deutsche Jugendeinzelmeisterschaft. Diese findet 2024 vom 18.-26. Mai in Willingen statt. Die Delegation wird gebildet von insgesamt 33 Spielerinnen und Spielern sowie einem achtköpfigen Trainerteam, bestehend aus Berthold Riering, Florian Popist, Max Borgmeyer, Fabian Brinkmann, Malte Colpe, Dirk Sebastian, Michael Kotyk und Alexander Spät.
Nachdem wir uns alle versammelt hatten, ging es dann auch schon los Richtung Willingen. Die Anreise per Bahn kann man definitiv als außergewöhnlich beschreiben. Als wir dann mit keiner Verspätung unser Ziel erreichten, ging es nach der Zimmererkundung zur großen Eröffnungsfeier.
Nachdem die Meisterschaft feierlich eröffnet wurde, war klar jetzt beginnt die Jagd auf Titel, DWZ, gegnerische Figuren und Siege. Begleitet wird es durch das Bestreben den eigenen Verein, die Stadt und das Bundesland bestmöglich zu vertreten, eine Atmosphäre, welche die DJEM zu einem einzigartigen Event im Kalender macht. Wie unsere Hamburger Jagd verlaufen ist, will ich euch gleich schildern bis dahin also Weidmannsheil.
Ehre wem Ehre gebührt: Natürlich müssen wir mit dem absoluten Hamburger Highlight starten, dies ist zweifelsohne der 3. Platz von Lara Sophie Busch in der U12w. Damit sichert sie dem HSJB den ersehnten Podiumsplatz. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass sie vor dem Turnier sicherlich keine der Favoritinnen war mit Platz 21 der Startrangliste. Den Platz hat sie um stolze 18 Plätze übertroffen, diese Leistung kann sie sich nicht nur mit einem Pokal, sondern dazu noch mit 193!!! gewonnenen DWZ vergolden lassen. Das stärkste Plus aller Hamburger Teilnehmer. Wir sind sehr stolz auf dich Lara!
Begleitet wurde Lara in der U12w von zwei Mitstreiterinnen aus Hamburg. Lara Tischlinger konnte den Erfolg ihrer Namensvetterin leider nicht ganz teilen und verlor einige Plätze im vergleich zu ihrem Startplatz. Nach einem starken Beginn und einem Match am Spitzenbrett, mischten sich leider einige Remisen zu viel in Ihr Turnier. Allerdings muss man lobend erwähnen, dass sie erst im jüngeren U12 Jahr ist und nächstes Jahr mit Sicherheit mit ganzer Stärke und zusätzlicher Erfahrung zur DJEM zurückkehren wird. Die Dritte im Bunde war Nua Fettan. Nua konnte ihr Ergebnis von 4 Punkten aus dem Vorjahr leider denkbar knapp um einen halben Punkt nicht wiederholen. Aber auch bei ihr gilt, es wird bestimmt nicht ihr letzter Auftritt in Willingen gewesen sein und nächstes Jahr wird ein neuer Anlauf unternommen.
Der Podiumsplatz hatte natürlich Vorrang, aber standesgemäß wenden wir uns jetzt der Königsklasse zu. Gemeint ist die U18 und dort waren wir sogar mir 3 Spielern vertreten. An Platz 9 gesetzt lieferte Isaac Garner bei seiner letzten Deutschen ein starkes Turnier und konnte sich am Ende über Platz 6 freuen. Nach einem eher durchwachsenen Start ins Turnier steigerte er sich hinten raus und schaffte mit 3 Siegen am Stück die Rückkehr an die Spitzenbretter, einzig den ersten beiden Plätzen musste er sich geschlagen geben. Ebenfalls seine voraussichtlich letzte Deutsche Meisterschaft spielte Jeremy Hommer. Für ihn war das Turnier eine Geschichte von Zwei Farben. Während er mit Weiß ein bärenstarkes Turnier spielte und unter anderem dem späteren Meister einen halben Punkt abnahm, hatte er mit Schwarz leider etwas zu kämpfen und musste zu viele Punkte abgeben, was eine weitere Spitzenplatzierung verhinderte. Komplettiert wurde das Trio vom Hamburger Jugendeinzelmeister Bahne Fuhrmann. Bahnes Turnier begann mit einem Paukenschlag, als er in der Ersten Runde am Spitzenbrett dem Topgesetzten Spieler direkt ein Remis abringen konnte. Das Niveau konnte er danach leider nicht ganz halten und er musste einige Niederlagen einstecken. Doch in der zweiten Turnierhälfte drehte er nochmals das Blatt und beendete seine Meisterschaft mit starken 3.5/5. Am Ende steht eine solide Punktlandung auf dem Setzlistenplatz, allerdings ist er noch im jüngeren Jahrgang und es spricht sehr wenig dagegen, dass er nächstes Jahr nochmal neu angreift.
Von den ältesten Jungs kommen wir nun zu der höchsten Jahrgangsklasse der Damen. In der U18w war Hamburg doppelt vertreten. Mit Charlotte Hubert hatten wir eine absolute Veteranin was Deutsche Meisterschaften angeht am Start. Charlotte bestritt in Willingen bereits ihre 9.!!! DJEM und ist schon seit der U10w jedes Jahr wieder neu am Start. Gekrönt wurde diese beeindruckende Jugendschachkarriere bereits mit dem Deutschen Meistertitel einem zweiten Platz und zahlreichen Top 10 Platzierungen. Es gilt, sobald in Willingen gespielt wird, zeigt sich Charlotte von ihrer besten Seite. Das war auch dieses Jahr wieder der Fall, zwar steht am Ende ein guter 6. Platz, allerdings ging es nur etwas schleppend ins Turnier erst in Runde 4 gab es den ersten Sieg für Charlotte. Danach nahm sie aber wie gewohnt Fahrt auf und sicherte ihren gewohnten Platz in den vorderen Plätzen ab. Ich habe absolut keinen Zweifel, dass sie nächstes Jahr die 10 vollmacht und erneut in Willingen an den Start gehen wird. Begleitung bekam Charlotte dieses Jahr von ihrer Vereinskameradin Nikhilamrutha „Nikki“ Modali. Das Besondere daran ist, dass Nikki eigentlich noch U16 ist und wegen einer Absage zu den „Großen“ nachrücken konnte. Folglich hatte sie ein knallhartes Turnier vor sich, aber sie meisterte diese enorme Herausforderung mit Bravour. Sie verbesserte ihren Startrang um starke 10 Plätze und erspielte sich ein DWZ Plus von 75, einer der größten Gewinne aller Hamburger Spieler.
In der U16 musste Arthur Krüger aus Hamburger Sicht leider den Alleinunterhalter geben und war der einzige Vertreter aus der Hansestadt. Arthur kämpfte durch ein bärenstark besetztes Turnier, wo er regemäßig der formale Außenseiter am Brett war. Dafür verkaufte er sich jedoch teuer und konnte am Ende seinen Startplatz sogar noch um einen Platz nach oben verbessern.
Eine wahre Achterbahnfahrt erlebte Alissa Wartenberg in der U16w. Bis zur letzten Runde kam kein Ergebnis 2x am Stück und auf jeden Erfolg folgte leider am nächsten Tag ein Rückschlag. Die logische Konsequenz von viel Auf und ab ist die Mitte und genau das kam am Ende auch für Alissa bei raus und sie fand sich auf ihrem Startplatz wieder. Ein Turnier, was eigentlich in Ordnung ist, wer sie kennt wird aber wissen wie ehrgeizig sie ist und sie wird kaum darauf warten können nächstes Jahr einen neuen Anlauf starten zu können.
In der U14 war Elias Yunong Lu ein weiterer Hamburger Einzelkämpfer. Mit 3/4 gelang Elias ein Raketenstart in seine Meisterschaft. Dies war jedoch Fluch und Segen zugleich, garantierte ihm dieser Start doch einen Stammplatz an den Vorderen Brettern und dementsprechend schwere Gegner. Dennoch schlug sich Elias tapfer und war zwei Runden vor Schluss nur einen halben Punkt hinter dem späteren Meister. Allerdings verhinderten Zwei Niederlagen in den Schlussrunden leider eine echte Spitzenplatzierung. Aber trotzdem bleibt eine Verbesserung im Vergleich zur Startliste und ein DWZ-Zuwachs.
Mit Startplatz 25/28 hatte Kristina-Maria Abram von Beginn ein sehr hartes Pflaster in der U14w vor sich. Bei solchen Aussichten ist es oberstes Gebot den Kopf weiter oben zu haben und nicht den Kampfgeist zu verlieren. Beides hat sie definitiv bewiesen, nach dem erwartet schweren Start ins Turnier kämpfte sie sich mit starken 3/4 in den letzten Runden zu Platz 22 und einem satten DWZ-Gewinn von 69 Punkten.
Die U12 hatte endlich wieder mehr als einen Hamburger Repräsentanten, dort wurden wir von einem Duo vertreten. Simon Heins ließ sich offensichtlich etwas zu sehr von Jeremy aus der U18 inspirieren, denn auch bei ihm war die Farbverteilung der entscheidende Faktor. Perfekten 100% mit Weiß stand nur ein einziger Punkt mit Schwarz gegenüber. Trotzdem war es insgesamt ein gutes Turnier für Simon der seinen Startplatz deutlich verbessern konnte. Jonathan Andersen der zweite Hamburger Vertreter lag mit seinen 4.5 Punkten zwar einen halben Punkt hinter Simon, aber auch er konnte damit die magische 50% Marke knacken. Es ist dabei wichtig zu erwähnen, dass sowohl Simon als auch Jonathan erst im ersten Jahr U12 sind dafür sind das beides mehr als ordentliche Ergebnisse und beide werden nächsten Jahr noch weiter oben angreifen können.
Die größte Hamburger Delegation gab es jedoch in der U10. Mit Lionel von Flottwell, Emeric Elli, Ove Neelis Braren, Xaver Louis Menke und Jonas Michael Link waren ganze 5 Hamburger Spieler in dem Wettbewerb am Start. Bei so vielen Spielern ist es nur logisch, dass es ganz unterschiedliche Turnierverläufe gibt. Lionel und Ove spielten beide solide-bis gute Turniere und kamen in etwa in den Regionen ihrer Startplätze ins Ziel. Die Positive Geschichte schrieb aber Emeric Elli, der an 48 gesetzt, sich am Ende auf dem 26. Platz genau zwischen Lionel und Ove wiederfand. Diese Leistungssteigerung wurde mit enormen +170 DWZ honoriert. Xaver und Jonas konnten bei ihren ersten Deutschen Meisterschaften wichtige Erfahrungen sammeln und können stolz darauf sein in ihrem Jahrgang zu den stärksten Spielern Deutschlands zu gehören.
Nicht ganz so viele wie die Jungs aber immerhin noch drei Spielerinnen gingen für den HSJB in der U10w an den Start. Am ausfälligsten war dabei mit Sicherheit das Turnier von Layla Jänsch. Layla schaffte das Kunststück sich, um ganze 20 Plätze zu verbessern und das Turnier innerhalb der Top 15 zu beenden. Ein dreistelliger DWZ-Gewinn ist der Dank dieser starken Leistung. Elena Seyedfakhari und Siqi He spielten ebenfalls ordentliche Turniere und kamen im Rahmen ihrer Setzliste ins Ziel.
Bei den Jüngsten Teilnehmern der U8 sammelte Kaichen Wang bei den Jungs und Mathilda Röhm und Maja Bill weiterhin wichtige Turniererfahrung auf dem Weg zu der hoffentlich langen und Erfolgreichen Schachkarriere, die noch vor Ihnen liegt. Hoffentlich hat dieses Event dazu beigetragen, dass alle am Ball bleiben und weiterhin Spaß am Schach haben dann sehen wir sie bestimmt schon bald in Willingen wieder.
Begleitend zu den Deutschen Meisterschaften in den Altersklassen wurden wie immer noch die Offenen DJEM ausgetragen. Dabei wurden die Teilnehmer nach Spielstärke in drei unterschiedliche Turniere eingeteilt (A-C). Für Hamburg waren dabei: Raphael Wilhelm Menke, Kaiwen Wang, Alexander Borgert, Justus Fellberg, Saiqi He, Rene Lohmann, (alle B Turnier) Martha Polster und Alexander Winklmann. (C Turnier) Es positiv zu erwähnen, dass ALLE Hamburger Teilnehmer der ODJEM ein positives Turnier hatten und sich mit unterschiedlich großen DWZ-Gewinnen aus Willingen verabschieden.
Aber zu einer solchen Großveranstaltung wie der DJEM gehört natürlich auch das Freizeit Programm abseits des Schachbrettes. Selbst Magnus Carlsen geht nach einer Partie gerne nochmal eine Runde Kicken. Nach seinem Beispiel haben wir zahlreiche Freizeitaktivitäten unternommen zum abschalten, ablenken, aufbauen oder einfach nur zum Spaß.
Neben der tollen Freizeithalle und Angeboten, die die DSJ zur unseren Bespaßung unternommen hat, ging es mit einem kleinen Team der Delegation auf die Hängebrücke „Skywalk“, die sich auf 100m Höhe! befindet. Nicht nur auf dem Schachbrett werden Mut und Entschlossenheit benötigt, sondern auch auf dem Weg auf der Brücke von jeweils 665 Metern.
Die Hamburger Delegation traf sich nicht nur immer im Spielsaal oder fleißig im Delegationsraum, sondern verbindet Groß und Klein gemeinsam auf der berühmten Sommerrodelbahn. Das durfte sich keiner entgehen lassen!
Neben dem schachlichen Erfolg der Spieler und Spielerinnen, durften sich auch unsere Trainer mit Erfolg beim Blitzen feiern lassen, die tatkräftige Unterstützung von Isaac hatten.
Eine neue Erfahrung, die uns die Rückfahrt belehrte, man solle immer schnell in die Züge einsteigen, bevor die Türen unaufmerksam geschlossen werden und man am Bahnsteig verbleibt. An dieser Stelle waren wir froh über die Verspätung des vorherigen ICEs, in den unsere verbliebenen Erwachsenen am Bahnstieg dann einsteigen durften.
Man würde meinen, eine ganze Woche Schach spielen würde genügen, aber nein! Auch auf der Rückfahrt wurde sogar noch im ICE geblitzt!
Zum Abschluss noch ein paar persönliche Worte der Autorin: Vielen Dank an den HSJB für das Vertrauen in mich als Delegationsleiterin, es war mir eine Ehre. Vielen Dank an das Trainerteam für die gute Zusammenarbeit, vielen Dank an die Deutsche Schachjugend für die Organisation und schlussendlich vielen Dank an unsere Spielerinnen und Spieler, um sie geht es schließlich am meisten, es hat Spaß gemacht euch zu betreuen.
Bis bald und bis dahin viele schöne Partien!
Kristina Reich